Mann spielt Harfe

Du bist kein Fehler

Jürgen Ferrary
24. Juli 2025

Hast du dich schon einmal gefragt, warum du das durchmachen musstest, was du erlebt hast? Warum du in deine Familie hineingeboren wurdest, den Schicksalsschlag erleiden musstest oder nie die Karrierechance hattest, die andere hatten? Ich habe mir diese Fragen oft gestellt. Warum musste gerade meine Mutter Alkoholikerin sein? Warum bin ich in der Gosse großgeworden?

Diese Fragen sind verständlich, aber sie helfen selten weiter. Sie blicken immer nur nach unten. Ich bin nicht stolz auf meine Vergangenheit, aber ich hege keinen Groll. Denn ich weiß heute: Ich wäre nicht der Mensch, der ich bin, ohne das, was hinter mir liegt.

Lange habe ich mit Paulus gehadert, der schreibt: „Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten.“ Echt jetzt? Was ist gut daran, wenn ein Kind vernachlässigt wird oder der Kühlschrank nur Bier enthält? Nichts. Absolut nichts. Aber das ist mein Blick zurück. Ich kann mich auf das konzentrieren, was mir angetan wurde, oder auf das, was Gott daraus gemacht hat. Ich bin nicht süchtig geworden, habe eine Familie, genug zu essen – und ich habe Gott an meiner Seite. Halleluja!

Es ist wichtig zu wissen, wo man herkommt, denn das erklärt, wo man heute steht. Bildung, Arbeit, Glaube, auch Schmerz – all das prägt uns. Auch wenn manches hart war, weiß ich heute: Gott kann mich zu dem machen, was er sich gedacht hat, ganz gleich, was ich erlebt habe.

Ich habe mich lange dagegen gewehrt, wer ich bin, wollte jemand anders sein, habe Masken getragen, um gemocht zu werden. Dann bin ich über diese Worte von Paulus gestolpert:

„Wer seid ihr denn eigentlich, dass ihr meint, Gott zur Rechenschaft ziehen zu können? Glaubt ihr wirklich, dass ein Gefäß aus Ton den Töpfer fragt: »Warum hast du mich so gemacht?«“ (Römer 9,20 HfA).

Das hat mich getroffen. Heute weiß ich: Ich verstehe nicht alles, aber wenn Gott etwas zulässt, kann er daraus etwas Gutes formen. Ich will, dass er mein Leben gestaltet, weil ich ihm gehöre.

Lehm ist nur Dreck, und doch kann man daraus etwas Wertvolles und Schönes formen. Genau das tut Gott auch mit deinem Leben. Er hat eine Vision und einen Plan für dich. Und dabei steht deine Vergangenheit ihm nicht im Weg.

Ich durfte erleben, dass das stimmt. Und deshalb habe ich eines gelernt: Anstatt uns ständig verändern zu wollen, um wie jemand anderes zu sein, sollten wir die Gestalt feiern, die Gott uns gegeben hat. David bringt es so auf den Punkt:

„Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast!“ (Psalm 139,14 HfA).

Heute grassiert eine stille Epidemie: fehlende Selbstannahme. Viele kompensieren das mit Geld, Macht, Erfolg oder äußerem Schein. Studien zeigen: Über 50 Prozent aller Menschen arbeiten im falschen Beruf, weil sie nicht wissen, wer sie wirklich sind.

Ich glaube, dass echtes Selbstwertgefühl auf zwei biblischen Wahrheiten beruht: auf deiner Beziehung zu Jesus und dem Wissen, wofür er dich geschaffen hat. Es geht nicht darum, sich mit positiven Gedanken hochzupushen. Dein Wert liegt nicht in deiner Leistung oder deiner Vergangenheit, sondern darin, dass Gott dich wollte und liebt.

Er hat alle Tage deines Lebens bereits in sein Buch geschrieben, noch bevor einer begann. Er kann aus deinem Leben etwas Gutes machen, auch wenn es jetzt noch nicht danach aussieht. Und dabei zählt nicht, wo du herkommst – sondern wohin Gott dich führen möchte.

Du bist kein Fehler. Du bist Gottes geliebtes Werk.

Sei gesegnet!

„Wir sind nicht das Produkt unserer Umstände, sondern unserer Entscheidungen“ (Stephen R. Covey).

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